Ein weiteres Toolverzeichnis für die Digital Humanities?!

Aber diesmal offen und mit Wikidata

Sophie Eckenstaler, Till Grallert, Claus-Michael Schlesinger, Samantha Tirtohusodo

Humboldt-Universität zu Berlin

Universitätsbibliothek, Grimm-Zentrum

Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaften

Institut für Geschichtswissenschaften

“Future e-Research Support in the Humanities” (DFG, 2022–25)

Methods Innovation Lab, NFDI 4Memory

https://makerspace.hypotheses.org/

Überblick

Warum ein neues Toolverzeichnis?

Überblick über ein sich kontinuierlich wandelndes Feld

Word cloud der häufigsten Werkzeuge in den Digital Humanities gemessen an der Anzahl von Abstracts für die ADHO Konferenzen
Figure 1: Word cloud der häufigsten Werkzeuge in den Digital Humanities gemessen an der Anzahl von Abstracts für die ADHO Konferenzen
  • Toolverzeichnisse bedienen einen evidenten Bedarf
  • Informationen zu Werkzeugen:
    • Was gibt es?
    • Wofür kann es im DH Kontext eingesetzt werden?
  • Informationen zum Gebrauch von Werkzeugen:
    • Wie kann ich das Lernen?
    • Wer hat es wie und mit welchem Ergebnis bereits angewendet?

Tool Registries sind Legion und ein eigenes Genre der DH

Schwächen der bestehenden Tool Registries

directories require ongoing upkeep, and it is unrealistic for an individual – particularly in an alternative academic career track – to do that work indefinitely.

Dombrowski („The Directory Paradox“ 2021)

  • Projektfinanzierung
  • Datensilos
    • Fokus auf Präsentationsschicht
    • Proprietäre bzw. custom Infrastrukturen
    • schlecht dokumentierte oder gar keine Schnittstellen (API’s)
    • Kein Normdatensätze
  • Kuratierung
    • (unbezahlte) Expert_innen und Gremien
    • praktisch kein community engagement
    • unmöglich Informationen aktuel zu halten
TAPoR’s about page
Figure 2: TAPoR’s about page
TAPoR asking you to send the late Stéfan Sinclair an email
Figure 3: TAPoR asking you to send the late Stéfan Sinclair an email

Ergebnis

Im Ergebnis sind diese Toolverzeichnisse in dem Anspruch eines umfassenden, representativen und je aktuellen Abbildes der verfügbaren Möglichkeiten computationeller Forschung und digitaler Wissenschaft als gescheitert zu verstehen.

Unser Vorschlag
ein weiteres Toolverzeichnis

Wirklich?

Source: https://xkcd.com/927
Figure 4: Source: https://xkcd.com/927

Prinzipien des minimal computing

minimal computing connotes digital humanities work undertaken in the context of some set of constraints. This could include lack of access to hardware or software, network capacity, technical education, or even a reliable power grid.

(Risam und Gil „Introduction: The Questions of Minimal Computing“ 2022, Abschn. 3)

Screenshot einer Website für luxuriöse Küchen
Figure 5: Screenshot einer Website für luxuriöse Küchen

this implies learning how to produce, disseminate, and preserve digital scholarship ourselves, without the help we can’t get, even as we fight to build the infrastructures we need at the intersection of, with, and beyond institutional libraries and schools.

(Gil und Ortega „Global Outlooks in Digital Humanities“ 2016, 29)

Frankfurter Küche, Source: WikiCommons, CCO
Figure 6: Frankfurter Küche, Source: WikiCommons, CCO

Grundlagen

Wir müssen die Frage “was brauchen wir” mit “was haben wir” beantworten können

Was brauchen wir?

  • Toolverzeichnis (s.o.), als Abbild
    • der sich wandelden Tool-Landschaft bzw. Tool-Bandbreite
    • des Toolgebrauchs in den Digital Humanities, Digital History …
  • Tools sollen
    • beschrieben werden
    • klassifiziert werden
    • referenzierbar sein
    • auffindbar sein
  • Einbettung in bestehende Infrastruktur
    • Linked Open Data
    • hohe Sichtbarkeit
    • Community Management

Wer sind wir?

  • 4 Personen
  • Projektfinanziert
  • Gemeinschaft von Praktitioners

Was haben wir?

  • Know-how
  • Kontakte
  • Anschubfinanzierung
  • anteilige Arbeitszeit

Vorschlag

Was brauchen wir?

  • Toolverzeichnis (s.o.), als Abbild
    • der sich wandelden Tool-Landschaft bzw. Tool-Bandbreite
    • des Toolgebrauchs in den Digital Humanities, Digital History …
  • Tools sollen
    • beschrieben werden
    • klassifiziert werden
    • referenzierbar sein
    • auffindbar sein
  • Einbettung in bestehende Infrastruktur
    • Linked Open Data
    • hohe Sichtbarkeit
    • Community Management

Was machen wir?

  • Setzen alles auf Wikidata auf
    • (Linked) Open Data
    • Community und User Management
    • Multilingualität von Interface und Daten
    • hohe Sichtbarkeit: Suchmaschinen, Integration in Normdateien (VIAF)
  • (Nach)-nutzung bestehender Datensätze
  • Entwicklung minimaler Datenmodelle

Umsetzung

Community: WikiProject DH Tool Registry

Link zu unserem WikiProject
  • Anlegen und redaktionelle Betreuung eines WikiProjekts in Wikidata
  • Dient der Dokumentation , als Hilfestellung (Beispielqueries) und Diskussionsforum sowie zum Monitoring von Tools

Minimales Datenmodel

  • Methoden bzw. Verfahren sind durch Theorien informiert und haben einen Zweck.
  • Software-Werkzeuge implementieren Verfahren
    • stellen Anforderungen an Hardware und Infrastrukturen
    • interagieren mit Formaten (lesen, schreiben).
    • sind in Sprachen geschrieben und benötigen ohne GUI Sprachen zur Interaktion.
Minimales Datenmodell am Beispiel der Beschreibung von “Gephi”
Figure 7: Minimales Datenmodell am Beispiel der Beschreibung von “Gephi”

Erweiterte Datenmodelle

Erweitertes Datenmodell am Beispiel der Beschreibung von “Gephi”
Figure 8: Erweitertes Datenmodell am Beispiel der Beschreibung von “Gephi”

Daten: SPARQL abfragen

SELECT DISTINCT ?tool ?toolLabel ?tadirahID ?method WHERE {
  SERVICE wikibase:label { bd:serviceParam wikibase:language "[AUTO_LANGUAGE],en". }
  # select all items that have a TaDiRAH ID and are therefore assumed to be research methods
  ?method p:P9309 ?statement0.
  ?statement0 ps:P9309 ?tadirahID.
  # select all items that have assigned a method from our subset through `has use`
  ?tool wdt:P366 ?method;
        # filter for all items that are an `instance of` "software" or its subclasses
        wdt:P31/wdt:P279* wd:Q7397.  
}

Prototypisches Frontend

  • Zugeschnitten auf Einsatz im Beratungskontext der Kompetenzwerkstatt Digital Humanities (KDH)
  • Verbesserung der Daten-Zugänglichkeit sowie -Aufbereitung (Portalcharakter)
  • Stärkeren Repräsentationscharakter für die KDH (Corporate Design, Hintergrundinformationen zum Projekt, etc.)
    • Wichtig: Daten davon getrennt lassen
  • ähnlich zu:
  • Recherche von Tools
  • Kontrolliertes Hinzufügen von Tools über json-Schema

Zusammenfassung

Nachhaltiges Konzept mit dem Ziel …

  • Übertragbar und anwendbar in anderen DH-Kontexten
  • Offen und skalierbar:
    • Zugangsperspektive: Jede/r kann Tools recherchieren, editieren, hinzufügen (höchste Open Data Stufe nach 5 Sterne Modell von Tim Berners-Lee).
    • Datenmodellperspektive: Das Modell kann durch die Community erweitert und angepasst werden.
      • Wichtig: Man einigt sich auf ein gemeinsames minimales Datenmodell.
  • Modular:
    • Multiple projektspezifische Wikidata-Projekte können angelegt werden.
      • Datenmodell kann um domänspezifischen Krititerien erweitert werden.
    • Multiple projektspezifische Anwendungen können auf Wikidata aufsetzen.
      • Unabhängig von Interfaces.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Link zu unserem WikiProject

Literatur

Barbot, Laure, Frank Fischer, Yoann Moranville, und Ivan Pozdniakov. 2019. „Tools mentioned in the proceedings of the annual ADHO conferences (2015–2019)“. 6. Dezember 2019. https://lehkost.github.io/tools-dh-proceedings/index.html.
———. 2019. „Which DH Tools Are Actually Used in Research?“ weltliteratur.net: A Black Market for the Digital Humanities (blog). 6. Dezember 2019. https://weltliteratur.net/dh-tools-used-in-research/.
Dombrowski, Quinn. 2021. „The Directory Paradox“. In People, Practice, Power: Digital Humanities Outside the Center, herausgegeben von Anne B. McGrail, Angel David Nieves, und Siobhan Senier. Debates in the Digital Humanities. Minneapolis: University of Minnesota Press. https://www.upress.umn.edu/book-division/books/people-practice-power.
Gil, Alex, und Élika Ortega. 2016. „Global Outlooks in Digital Humanities: Multilingual Practices and Minimal Computing“. In Doing digital humanities: practice, training, research, herausgegeben von Constance Crompton, Richard J Lane, und Ray Siemens, 22–34. Abingdon: Routledge.
Risam, Roopika, und Alex Gil. 2022. „Introduction: The Questions of Minimal Computing“. Herausgegeben von Alex Gil und Roopika Risam. Digital Humanities Quarterly 16 (2, "Minimal Computing"). http://digitalhumanities.org/dhq/vol/16/2/000646/000646.html.